Seit Herbst 2014 versucht eine Gruppe engagierter Frauen und Vereine hilfsbedürftigen Asylbewerberfamilien und Kriegsflüchtlingen mit dem Nötigsten unter die Arme zu greifen. Wir können uns nur schwer vorstellen, welches Leid diese Menschen bereits über sich ergehen lassen mussten, bis sie es zu uns in Sicherheit geschafft haben. Wir sind stolz darauf, dass einige Bürger aus unserer Mitte diesen Menschen helfen wollen – und sind gleichzeitig bestürzt über das Unvermögen, dass unsere Rathausspitze in diesem Zusammenhang seit Monaten an den Tag legt.
Hilfe für Bedürftige
Bereits im Oktober hatten sich einige Bürger unserer Gemeinde zusammengetan um für die Asylbewerberfamilien und Kriegsflüchtlinge, die in Beratzhausen untergebracht sind, gebrauchte Winterbekleidung und Spielsachen zu sammeln. Um das Ganze möglichst effektiv gestalten zu können, benötigt man einen beheizbaren Raum in dem die Sachen aufbewahrt, sortiert und von den ehrenamtlichen Helferinnen an die Bedürftigen ausgegeben werden konnten. Die leer stehenden Räume in der ehemaligen Hauptschule wären bestens dafür geeignet. Nachdem die Ausgabe der Klamotten und Spielsachen außerhalb der Schulzeiten stattfinden würde, wäre der Schulbetrieb in keinster Weise beeinträchtigt. Schulleitung und Elternbeirat haben somit auch keine Bedenken über die geplante Vorgehensweise.
Nachdem es sich um gemeindliche Räumlichkeiten handelt, würden keine weiteren Kosten etwa durch die Anmietung von Zimmern entstehen. Aus diesem Grund stellte eine der Initiatorinnen im Dezember den schriftlichen Antrag, dieses Thema im Marktrat zu behandeln.
Bürgermeister zeigt kein Interesse
Da der Antrag weder auf der Tagesordnung vom 15.12.2014 noch auf der vom 18.12. 2014 vom Bürgermeister berücksichtigt wurde, machte der Fraktionssprecher der SPD-Marktratsfraktion Georg Thaler, diesen Antrag zu seinem eigenen und es wurde vereinbart, ihn in der nächsten Sitzung im Januar zu behandeln. Den Bürgermeister schien das jedoch auch jetzt nicht zu interessieren. Der Antrag fand erneut keine Berücksichtigung auf der Tagesordnung. Der Grund dafür seien verschiedene Gespräche, die der Bürgermeister in dieser Angelegenheit vorab noch zu führen hätte.
Georg Thaler erklärte sich schließlich bereit, den Antrag nochmals um vier Wochen auf die nächste Sitzung zu verschieben. Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen wurde ein Marktratsbeschluss gefasst, dass der Antrag dann jedoch endgültig zu behandeln wäre.
Als das Thema auch in der Sitzung vom 26. Februar vom Bürgermeister nicht berücksichtigt wurde war es nur allzu verständlich, dass Georg Thaler und Josef Weigert sen. die Sitzung verließen. Sie wollten damit klarmachen, dass der Bürgermeister mit Anträgen aus den Reihen des Marktrates nicht verfahren kann wie er will. Bürger einer Gemeinde, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren, sind ein Segen für eine Kommune unserer Größe. Diese Hilfsbereitschaft zu unterdrücken ist definitiv der falsche Weg.
Fast ein halbes Jahr wurde über diesen Antrag diskutiert. Der Bürgermeister suchte den Kontakt zum Schulamt, zur Ausländerbehörde, zur Polizei und zu allen möglichen Einrichtungen um die Verwirklichung des Vorhabens in einem leerstehenden Raum der Schule offensichtlich zu verhindern. So geht man nicht mit dem ehrenamtlichen Engagement von Menschen um, die anderen helfen wollen. Auf diese Weise hält man sie davon ab, sich auch künftig für andere einzusetzen.
Vor diesem Hintergrund erscheinen die polemischen Äußerungen eines CSU-Marktrates, das Verhalten von Thaler und Weigert sei „unverantwortlich und untragbar“ unangebracht und vollkommen im Ton vergriffen. Nicht das vorzeitige Verlassen der Sitzung ist unverantwortlich und untragbar, sondern das Verzögern, Hinausschieben und das „vor den Kopf stoßen“ von sozial engagierten Menschen.